von Dorian Brunz | Uraufführung
sparte4, Saarländisches Staatstheater Saarbrücken | Premiere am 30. März 2023
Inszenierung | Bühne, Kostüm: Justus Saretz | Musik: David Rimsky-Korsakow
„Dorian Brunz hat mit „Das Kind malt“ ein kluges Stück über ein moralisches Dilemma geschrieben, das uns alle umtreibt. Und Thorsten Köhler hat daraus in der Saarbrücker sparte4 einen maximal fesselnden Theaterabend gemacht. […] Womöglich ist es leichter, die Welt zu retten als ein Kind, womöglich braucht es für ein bisschen Menschlichkeit mehr Charakter als für viel Idealismus. Das ist eine eher schlichte Erkenntnis von der moralischen Reste-Rampe, und wenn man denn wollte, könnte man das Stück „Das Kind malt“ darauf reduzieren. Doch dann hätte man all die Finessen überhört und Widerhaken übersehen, die Autor Dorian Brunz in sein Dreipersonen-Stück eingepflegt hat, um den Innen-Blick des Zuschauers zu schärfen. Für das eigene Versagen. Man kann dies als das größte Verdienst dieses überzeugenden Theaterabends in der sparte4 sehen: Er regt zur Feinjustierung der inneren Optik an – ein selten gewordenes Erlebnis. […]“
– Cathrin Elss-Seringhaus, Saarbrücker Zeitung
„[…] Wie bei einem Tennisspiel schaut man dauernd von links nach rechts, ständig wandert der Ball von Kai zu Ella und wieder zurück. Es sind kluge, schnelle Schlagabtausche, die von einer dynamischen Dramatik leben und deutlich machen, das keiner der beiden weiß, mit der Situation umzugehen. Das Paar ist komplett überfordert, feuert nach links und rechts, verletzt sich, verträgt sich, findet aber keinen gemeinsamen Nenner. […] „Das Kind malt“ ist ein klassisches Beziehungsdrama, das sich mit einer hochaktuellen Frage unserer Zeit beschäftigt und […] mit einfachen Mitteln sehr berührend auf die Bühne gebracht wird.“
– Jana Bohlmann, SR2 Kulturradio
„[…] ‚Das Kind malt‘ ist eine Variante des Geschlechterkampfes unter Verwendung eines kleinen Überraschungsgastes. Dorian Brunz hat ein gut geöltes Theaterstück in angelsächsischer Tradition geschrieben. Thorsten Köhler sorgt in der Saarbrücker Uraufführung dafür, dass der dialogische Waffengang der doppelten Spitzenverdiener vollständig und nicht zu trocken rüberkommt. Das funktioniert ganz gut, weil Raimund Widra den scheiternden Orangenliebhaber so gut nachvollziehbar spielt: Da ist ein Kopfmann unterwegs, der sich bisher nicht wirklich mit seinem Restkörper und der Frage beschäftigt hat, was er sonst noch zuwege bringen könnte, außer Vorträge.
Simone Müller Pradella ist eine Ella die unterkühlt wirkt und als wisse sie genau, wie sie ihren labilen Partner manipulieren kann. Gelegentlich strahlt sie aber doch sowas wie Empathie aus und man hat den Eindruck: Diese Möglichkeit einer emotionalen Geländeerweiterung muss sie während ihrer Einsätze zum Beispiel im Ost-Kongo so gut verstecken, dass es Zeit braucht, bis sie derart verborgene Trampelpfade wieder entdeckt.
Die Saarbrücker Uraufführung läuft auch dann angenehm rund, wenn Dorian Brunz zu tief in die Kiste des Erwartbaren greift. Die dreiste Nachbarin spielt Martina Struppig so erfrischend, dass man sich durchaus vorstellen kann, selbst einmal derart neugierig die Nachbarschaft zu behelligen. Schließlich sollte man ja wissen, wie die nebenan so leben. Und selbst wenn Dorian Brunz der Ansicht ist, ein Paar wie Ella und Kai müsse unbedingt Sadomaso unterwegs sein, bleibt es in Saarbrücken dezent. Müller Pradella und Widra spielen das [… hinter] einem Designer-Küchenblock […].“
– Jürgen Berger, Theater heute